Taylor Swift in Wien: Erstes Foto des Terrorverdächtigen veröffentlicht - WELT (2024)

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Swift-Konzerte abgesagt

Behörden veröffentlichen erstes Foto des Terrorverdächtigen von Wien

Von Robert TannenbergRessortleiter Nachrichten & Gesellschaft

Stand: 09.08.2024Lesedauer: 6 Minuten

Wegen Terrorgefahr wurden alle drei Taylor-Swift-Konzerte in Wien abgesagt. Ein 19-jähriger Verdächtiger legt ein volles Geständnis ab. Die Behörden geben erschütternde Einblicke in die Anschlagspläne. Wien lässt sich währenddessen so einiges einfallen, um die enttäuschten Fans aufzumuntern.

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Für mehr als 200.000 Taylor-Swift-Fans ist es eine herbe Enttäuschung: Aus Angst vor Terroranschlägen haben die Veranstalter die drei unmittelbar bevorstehenden Konzerte des US-Popstars in Wien abgesagt.

Ein 19-jähriger radikalisierter Islamist hatte nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden Anschläge in Wien vorbereitet und es auch auf die Shows von Taylor Swift abgesehen. Das erste Konzert sollte am heutigen Donnerstag stattfinden.

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Am Mittwoch wurden zwei junge Männer im Alter von 19 und 17 Jahren festgenommen. Zudem wurde ein 15-jähriger Verdächtiger befragt.

„Eine Tragödie konnte verhindert werden“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. „Die Lage war sehr ernst und sie ist weiterhin ernst.“ Die Gefahr des islamistischen Extremismus in Europa sei seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich gestiegen, Österreich sei keine Ausnahme. „Konzerte sind dabei oft ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Attentätern.“ Er bedankte sich bei den Sicherheitskräften für ihren Einsatz.

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Die Ermittlungen seien durch internationale Kontakte angestoßen worden. „Wir sind auf die Hinweise von den ausländischen Geheimdiensten angewiesen, weil wir nicht die rechtlichen Möglichkeiten haben, Messenger-Dienste zu überwachen, auf denen potenzielle Täter heute kommunizieren“, fügte Karner hinzu. Diese schrieben keine Briefe.

Auch Österreichs Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) dankte den Ermittlern und lobte die Absage der Konzerte. Die Entscheidung des Veranstalters sei „sehr verantwortungsvoll und nachvollziehbar“. Die Verdächtigen hätten mit ihren Mitteln ein großes Blutbad anrichten können. Ohne das rechtzeitige Eingreifen der Fahnder hätte ein „unermesslicher Schaden“ gedroht.

Was wir über die Tatverdächtigen wissen

Das ist über den 19-Jährigen bekannt:

Taylor Swift in Wien: Erstes Foto des Terrorverdächtigen veröffentlicht - WELT (3)
  • Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, bezeichnet ihn als den unmittelbaren Haupttäter.
  • Der österreichische Staatsbürger hat nordmazedonische Wurzeln und wurde an seinem Wohnort in Ternitz rund 75 Kilometer südwestlich von Wien festgenommen.
  • Er kündigte am 25. Juli seinen Job und sagte dabei, dass er noch Großes vorhabe. Seitdem habe er laut Ruf die Vorbereitungen auf den Terroranschlag intensiviert.
  • Er habe zudem sein Erscheinungsbild auffällig verändert und der IS-Propaganda angepasst.
  • Der Tatverdächtige legte ein umfassendes Geständnis ab: „Sein Ziel war, heute oder morgen sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten“, erklärte Omar Haijawi-Pirchner, Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst.
  • Er hatte offenbar keine Eintrittskarte für eines der Konzerte. Das war auch nicht nötig, denn viele Fans wollten das Konzert außerhalb des Stadions verfolgen – sein Plan sei es laut Haijawi-Pirchner gewesen, diese Personen zu töten.
  • Der 19-Jährige radikalisierte sich über Online-Foren. Nach Informationen der „Kronen-Zeitung“ hatten die Verdächtigen ihre Tat über eine „verschlüsselte Messenger-Kommunikation“ geplant.
  • Im Juli legte er einen Treueschwur auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ab.
  • Bei Durchsuchungen fanden Ermittler funktionsfähigen Sprengstoff, Messer, Macheten und Schreckschussmunition und 21.000 Euro Falschgeld.
  • Zudem wurden auf einem Computer und Handys Anleitungen für den Bombenbau gefunden.

Aus Sorge vor möglichen Sprengstoff-Fallen hatte die Polizei das Gebäude weiträumig abgeriegelt. Dazu mussten zahlreiche Menschen ihre Wohnung verlassen. Auch ein Teil eines Seniorenheims wurde geräumt. Das sprengbare Material sei noch vor Ort neutralisiert worden.

Das ist über den 17-Jährigen bekannt:

  • Der österreichische Staatsbürger hat türkisch-kroatische Wurzeln und wurde in Wien im Umfeld des Ernst-Happel-Stadions festgenommen. Dort sollten auch die Konzerte stattfinden.
  • Er hat den Ermittlungen zufolge vor Kurzem mit seiner Freundin Schluss gemacht.
  • Der 17-Jährige ist bereits aus staatspolizeilichen Ermittlungen bekannt.
  • Er war bei dem Facility-Unternehmen angestellt, das bei den Konzerten Dienstleistungen erbracht hätte.
  • Auch bei ihm seien klare soziale Veränderungen festgestellt worden.

Das ist über den 15-Jährigen bekannt:

  • Der 15-Jährige hat türkische Wurzeln und wurde lediglich befragt, nicht festgenommen.
  • Er bestätigte, dass sich der Hauptbeschuldigte in letzter Zeit stark verändert und sich nach Zündvorrichtungen erkundigt habe.
  • Er war wie die beiden anderen in die unmittelbare Vorbereitung des Anschlags involviert gewesen.

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Allgemein betonte Haijawi-Pirchner: „Der IS und al-Qaida sind wieder zurück. Zentrale Akteure erhalten ihre Anweisungen aus dem fernen Ausland.“ Der IS nutze auch Österreich als Aktionsraum – man müsse alles dafür tun, um diese Gefahr zu minimieren. Es habe einen Austausch mit dem Veranstalter gegeben, allerdings: „Wir haben zu keiner Zeit darauf gedrängt, die Veranstaltung abzusagen.“ Es gebe keine Informationen, dass weitere Konzerte einer Gefahr unterlägen.

„Swifties“ reagieren enttäuscht – und verständnisvoll

Die Fans von Taylor Swift reagierten enttäuscht und gleichzeitig verständnisvoll auf die Absagen. Ersatzkonzerte sind nicht geplant. „Alle Tickets werden automatisch innerhalb der nächsten zehn Werktage rückvergütet“, hatte der Veranstalter Barracuda Music auf Instagram angekündigt.

„Kann‘s nicht glauben“, schrieb einer unter den Instagram-Beitrag von Barracuda Music. „Mein Herz ist gebrochen“, schrieb jemand anderes. Viele Anhänger der Musikerin bezeichneten die Absage als richtige Entscheidung angesichts der sehr konkreten Terrorgefahr.

Die Stadt Wien versucht derweil, die angereisten Fans etwas zu trösten. Wer ein Ticket vorzeigt, kann bei einem Edel-Burger-Laden einen Hamburger bekommen – gratis. Einige Lokale bieten den „Swifties“ außerdem kostenlose Getränke an. Eine Kaffee-Kette schließt sich an und schenkt einen Gratis-Kaffee aus. Wer sich für Kultur interessiert, kann mit dem Swift-Ticket umsonst in die berühmte Sammlung der Albertina. Ein Vintage-Store bietet 20 Prozent Rabatt auf die dort angebotene Secondhand-Ware. Auch die Wiener Bäder haben ein Angebot parat: Jede und jeder mit einer Eintrittskarte für die abgesagten Konzerte kann am Freitag, Samstag und Sonntag für 2,60 Euro – das ist der günstigste Tarif – ein Freibad der Stadt Wien besuchen.

Ohnehin lassen sich nicht alle den Spaß an der Zusammenkunft Gleichgesinnter verderben. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie sich Hunderte von Swift-Fans am Wiener Stephansdom versammelten, um gemeinsam einige Songs des US-amerikanischen Mega-Stars zu singen.

Nach den Festnahmen wurde die Polizei gefragt, ob sie eine Absage der Konzerte für angebracht halte. Empfehlungen dieser Art seien nicht ihre Aufgabe, wich der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl aus. Er machte aber klar, dass mit der Festnahme zwar die konkrete Gefahr minimiert sei, eine „abstrakte Gefahr“ aber weiterhin bestehe.

Wie alle Swift-Konzerte auf der Tournee des Superstars waren auch jene in Wien ausverkauft. Im Ernst-Happel-Stadion wären jeden Abend 65.000 Menschen gewesen, zudem rechnete die Polizei mit weiteren 15.000 bis 20.000 Swift-Fans in der Umgebung des Stadions.

Londons Bürgermeister hält an Swift-Konzerten fest

Londons Bürgermeister Sadiq Khan hält an den geplanten Konzerten von Superstar Taylor Swift fest. Kommende Woche soll Swift auf ihrer Tour wieder in der britischen Hauptstadt spielen.

Der Fernsehsender Sky News fragte Khan, ob die Ereignisse die Pläne änderten. „Wir sind eine Hauptstadt, wir sind eine internationale Stadt, wir sind regelmäßig Gastgeber für Großveranstaltungen“, sagte Khan. Er verwies auf Konzerte wie etwa von Bruce Springsteen im Wembley Stadium oder Fußballspiele in London. „Wir freuen uns darauf, Taylor Swift wieder zu begrüßen.“

„Wir haben viel Erfahrung bei der Polizeibegleitung solcher Veranstaltungen“, sagte Khan. Man habe viel gelernt nach dem furchtbaren Anschlag in Manchester. 2017 hatte dort ein islamistischer Selbstmordattentäter nach einem Konzert der Sängerin Ariana Grande einen Sprengsatz gezündet und 22 Menschen mit in den Tod gerissen.

Khan betonte, man werde eng mit der Polizei zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Konzerte der US-Popstars in London sicher stattfinden könnten. Die 34-Jährige soll vom 15. bis 20. August im Wembley Stadium spielen. Sie war dort schon im Juni aufgetreten.

Reuters/dpa/AFP/rct/jr/uk

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