Psycho-Pass: The Movie (2015) – Filmkritik | Fluxkompensator (2024)

„Post-Kolonialisierung durch ein Rechtssystem“

Wie es sich für ein komplexes und gutes Anime-Franchise gehört, gibt es auch hier im PSYCHO-PASS-Kosmos eine Geschichte in Spielfilmlänge. PSYCHO-PASS: THE MOVIE ist aber viel mehr als eine extralange Animefolge mit Actionshowdown und vorausschaubarem Ende. In der ersten Staffel haben wir diese Welt kennengelernt: Im 22. Jahrhundert unterliegt Japan einem strengen technischen Kontrollsystem, was die Psyche jedes Menschen auf einer Skala definieren kann und Verbrecher somit frühzeitig gestellt werden. Eine Welt ohne Mord und Gewalt ist die Folge, aber auch ein Leben, geführt in absoluter Kontrolle durch das sogenannte Sybil System. Japan hat sich dadurch komplett von der Außenwelt abgekapselt. In Staffel 2 kehrt der geflüchtete Vollstrecker Shinya Kogami nicht zu seiner Inspektorin Akane Tsunemori zurück. In den zähen elf Folgen hat sich das Gerechtigkeitssystem politiktheoretisch selbst hinterfragt. PSYCHO-PASS: THE MOVIE lässt nun dieses dunkle und von scharfen Neonlichtern durchschnittene Japan hinter sich und breitet seine Arme für internationale Beziehungen aus. Das Sybil System wird ins nachbarschaftliche Jambhala exportiert oder ist das nur ein erstes Anzeichen von Kolonialisierung?

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Handlung

Einer Gruppe ausländischer Terroristen gelingt es auf japanischen Boden zu gelangen. Doch es dauert nicht lange bis das Amt für öffentliche Sicherheit die Gruppe umzingelt. Nach dem typisch martialischen Eingreifen der Vollstrecker mit ihren Dominators überlebt nur einer, der von Inspektorin Akane Tsunemori in Gewahrsam genommen wird. Direktorin Kasei ordnet eine Extrahierung der Erinnerungen des Gefangenen an, was dessen Tod bedeutet. Menschenrechte haben hier nur Japaner und auch die nur mit hellem Psycho-Pass. In den Speicherengrammen tauchen Bilder des abtrünnigen Vollstreckers Shinya Kogami auf, der sich augenscheinlich Rebellen angeschlossen hat. Akane bekommt die Erlaubnis in die Southeast Asien Union (SEAU) zu reisen und die Ermittlungen dort aufzunehmen. Die dortige Regierung hat das Sybil System gerade implementiert und errichtet eine zweite gewaltfreie Hauptstadt auf dem Wasser: Jambhala Float. Nach respektvollem Empfang Tsunemoris durch den Präsidenten Chuan Han und seinem Militäranführer Nicholas Wong, zeigt sich eine Regierung der Diktatur. Als Akane den „Rebellenberater“ Shinya endlich findet, zeigt er ihr die wahren Hintergründe des Krieges. Doch da sind bereits beide ein Ziel für Profisöldner.

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Che trifft auf Vereinte Nationen

Die Serie hat sich bereits ausreichend am Konzept der absoluten Gerechtigkeit abgearbeitet und immer wieder zu Denkanstößen auf unsere Welt angeregt. In PSYCHO-PASS: THE MOVIE gibt es mit dem Verlassen Japans einen kleinen Befreiungsschlag. Abgesehen davon, freut man sich natürlich den stillen, coolen Helden Shinya Kogami wiederzusehen. Spannend ist vor allem, wie der Rest der Welt in dem Zukunftsszenario aussieht. Diese Vision ist nicht gerade rosig. Der Name SEAU erinnert an einen Staatenverbund in Indochina, der Name des Präsidenten an die Volksrepublik China, die diktatorische Führung an afrikanische Unterdrücker und die Befreiungsbewegung an die ewigen Kämpfe in Kambodscha, Laos oder Burma. Ein Duft von Che Guevara liegt in der Luft und die gepanzerten Humvees erinnern ans amerikanische Militär. Aber diese politischen Strömungen mit bleischwerem Geschichtsanhang werden nie ausgearbeitet, sondern nur von der Handlung gestreift. Somit bleibt Platz, um das Konzept Sybil System auf andere Staaten zu testen.

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Die böse Nachbarschaft

Es entsteht das Gefühl, dass man wirklich alle äußeren Mächte um Japan herum in dieses fiktive Land hat einfließen lassen wollen. Das wirkt durch den Wust an Strömungen nicht aufgesetzt, hinterlässt aber dennoch einen negativen Touch. Sehen so die Japaner uns Ausländer? Ist die Zukunftsversion der restlichen globalen Bevölkerung nur ein einziger Kampf gegen Unterdrückung? Aber auch die Anwendung der japanischen Psychoanalyse im Ausland ist nicht gerade schmeichelhaft. Dadurch, dass sie keine Dominators ins Ausland weitergeben, werden die dortigen latenten Verbrecher mit einem Halsband ausgestattet, welches bei trüben Psycho-Pass ein Betäubungsmittel injiziert, aber auch bei Bedarf ein tödliches. In Jambhala-Float ist somit eine Zweiklassengesellschaft entstanden. Die Regierung und deren Angehörige ohne Halsband und diejenigen mit der Fessel, die aus dem zerbombten Umland geflohen sind und ihre Freiheit gegen augenscheinliche Sicherheit tauschen. Sklavenhandel 2.0.

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Die Unterhaltung

Wenn man den weltpolitischen Kontext mal außer Acht lässt, bietet PSYCHO-PASS: THE MOVIE souveränes Animeaction-Spektakel. Vor allem die fremde Söldnereinheit, die auf Akane und Shinya angesetzt wird, setzt beiden ganz schön zu. So richtig weiß man dann auch nicht, warum die perfekt ausgebildeten Söldner am Ende verlieren, vielleicht kann man es der überlegenen japanischen Waffentechnik zuschreiben. Der Anfang mit den illegalen Einwanderern erinnert stark an eine Szene in GHOST IN THE SHELL (1999) mit dem flüchtigen Müllfahrer in Regenjacke und Sonnenbrille. Aber auch die mobilen Panzer auf Beinen haben viel Inspiration von GitS geerbt. Die Umgebungen bekommen vielschichtige Texturen und die Kämpfe sind schneidig inszeniert, vor allem die Messer-Nahkämpfe bieten hohes Martial-Arts-Niveau. Was dem Sehvergnügen zusetzt, sind die immer wieder zur englischen Sprache wechselnden, aber aufgesetzt wirkenden Dialoge. Einen fehlenden Sprachwechsel hinterfragt man bei einer synchronisierten Version nicht mehr und außerdem wurde zu Beginn mit dem Translator am Handgelenk bereits erklärt, weshalb alle nur eine Sprache sprechen könnten. Hier wird aber leider 25 % emotionsloses Militär-Englisch gehört.

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Fazit

Nach der verkopften Staffel 2 ist PSYCHO-PASS: THE MOVIE flotte Abendunterhaltung. Die Balance zwischen politischen Kritikpunkten und Action gelingt von der ersten bis zur letzten Minute. Leider hinterlässt die zynische Sicht auf den Rest der Welt einen etwas unangenehmen Nachgeschmack, aber Japan galt nie als sonderlich globalisierungsfreundlich. So ist diese Zukunftsvision gar nicht so abwegig. Ein gelungener Film zur Animewelt des PSYCHO-PASS.

© Christoph Müller

TitelPsycho-Pass (2012-2019)
CreatorTow Ubukata
PosterPsycho-Pass: The Movie (2015) – Filmkritik | Fluxkompensator (6)
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Trailer
DrehbuchJared Hedges
Gen Urobuchi
Makoto Fukami
Art DirectorYusuke Takeda
MusikYûgo Kanno
SchnittYoshinori Murakami
UmfangStaffel 1: 22 Folgen mit je ca. 23 Minuten
Staffel 2: 11 Folgen mit je ca. 23 Minuten
Psycho-Pass: The Movie 113 min
Staffel 3: 8 Folgen mit je ca. 23 Minuten
AltersfreigabeAb 16 Jahren freigegeben

Christoph Müller

Chefredakteur

Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter

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Author: Moshe Kshlerin

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Name: Moshe Kshlerin

Birthday: 1994-01-25

Address: Suite 609 315 Lupita Unions, Ronnieburgh, MI 62697

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Job: District Education Designer

Hobby: Yoga, Gunsmithing, Singing, 3D printing, Nordic skating, Soapmaking, Juggling

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